Polyneuropathie

Polyneuropathie

Als Polyneuropathie bezeichnet man systemisch bedingte Schädigungen von mehreren Nerven.  Die Folge davon sind Missempfindungen, Sensibilitätsstörungen und Schmerzen in den Versorgungsgebieten der betroffenen Nerven.

Bei den meisten Polyneuropathien sind Nerven des willkürlichen Nervensystems, v.a. in den Extremitäten, betroffen. Im Verlauf der Erkrankung haben Betroffene oft Schwierigkeiten, bestimmte Muskelgruppen zu kontrollieren, es kommt zu Muskelzucken, Krämpfen, Bewegungsunruhe und zu Schmerzen im Bereich der geschädigten Nerven.

Ursachen einer Polyneuropathie

Die häufigsten Auslöser für eine Polyneuropathie sind Diabetes mellitus und chronischer Alkoholmissbrauch. Weitere Ursachen können hormonell-, verletzungs- sowie infektiösbedingt sein, auch Nährstoffmangel, toxische Substanzen, innere Erkrankungen sowie Tumoren können ursächlich dafür sein.

Formen der Polyneuropathie

Polyneuropathien lassen sich grundsätzlich in genetische oder erworbene Polyneuropathien teilen. Die erworbene Polyneuropathie ist die häufigere Form. Diabetiker sind besonders gefährdet, an einer erworbenen Polyneuropathie zu erkranken.  Das liegt daran, dass es bei schlecht eingestellter Zuckerkrankheit zu Schädigungen der kleinsten Gefäße kommen kann.

Die diabetische Polyneuropathie beginnt oft in den Zehen und Füßen mit herabgesetzter Sensibilität. Darüber hinaus ist oft auch das vegetative Nervensystem in dieser Form betroffen.

Angeborene Polyneuropathien sind eher seltener. Ihnen liegen vererbbare Krankheiten, wie Enzymdefekte, veränderte Proteine oder eine eingeschränkte Nervenleitgeschwindigkeit zugrunde.

Symptome

Die ersten Symptome sind ein Kribbeln sowie Taubheitsgefühle der Finger oder der Zehen. Oft werden diese Symptome von Schmerzen oder Krämpfen begleitet. Bei manchen Betroffenen sind auch Muskelkraft und Muskelfunktion beeinträchtigt – zum Beispiel fallen Gegenstände aus der Hand oder es entsteht ein unwillkürliches Bewegungsmuster der Beine (Restless legs-Syndrom). Im weiteren Verlauf kommt es zu einer Verschlechterung der Schmerzen, zu einer Muskelschwäche und Muskelabbau, einer Gangunsicherheit, zu einem verminderten Temperaturempfinden, zu einer verminderten Sensibilität an den Extremitäten sowie zu schmerzlosen Wunden und brennendem Schmerzgefühl der Haut.

Die vegetativen Symptome sind Schwindel, Blutdruckregulationsstörungen, Magen-Darm-Beschwerden, Verstopfung, Durchfall, Blasenentleerungsprobleme sowie Impotenz.

 Apparative Diagnostik

Die Elektroneurographie misst die Nervenleitgeschwindigkeit eines bestimmten peripheren Nerves. Die Elektromyographie misst elektrische Spannungen im Muskel, aus denen der Neurologe Rückschlüsse auf eine Reizleitungsstörung des zu versorgenden Nerves ziehen kann.

Bei der Lumbalpunktion wird Flüssigkeit (Liquor) aus dem Subarachnoidalraum des Rückenmarks entnommen und anschließend auf Antikörper, Tumorzellen oder ein entzündliches Geschehen untersucht.

Eine Biopsie peripherer Nerven könnte ebenfalls zur Beurteilung herangezogen werden.

Ergänzend werden Laboruntersuchungen zur weiteren Abklärung, wie z.B. Nierenerkrankung, ein Mangel an den Vitaminen B12 und B1, B3, B6, Folsäure sowie Vitamin E.

Wie wird eine Polyneuropathie behandelt?

Die Therapie der Polyneuropathie richtet sich in erster Linie nach der Therapie der Grunderkrankung. Gegen die Schmerzsymptomatik werden Medikamente, die zur Behandlung von Krampfleiden (Antikonvulsiva) oder Depressionen (Antidepressiva) eingesetzt, reicht das nicht aus, sind Opioide das erste Mittel der Wahl, als Ergänzung eignet sich die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS).

Zur Behandlung der diabetischen Polyneuropathie eignet sich vor allem die Gabe von Alpha-Liponsäure und Vitamin B1, alkoholische Polyneuropathien sprechen ebenfalls gut auf eine Vitamin B1-Substitution an.

Eine vollständige Heilung ist meist nicht möglich. Es hängt unter anderem vom Zeitpunkt der Diagnose, der zugrundeliegenden Erkrankung und dem Ausmaß der bereits bestehenden Nervenschädigung ab.

Rehabilitation: 

Wenn bisherige Behandlungen nicht zur gewünschten Beschwerdefreiheit geführt haben, ist ein Reha-Aufenthalt eine sinnvolle therapeutische Ergänzung.